Der große Finkenvogel hat einen kräftigen Schnabel mit dem er als einziger heimischer Vogel sogar Obstkerne aufspalten kann.
Aussehen und Größe:
Männchen: 1 kräftiger kegelförmiger Schnabel (im Schlichtkleid hornfarben, im Prachtkleid graublau) 2 großer brauner Kopf 3 blaue Flügelfedern
Weibchen sind insgesamt blasser gefärbt: 1 graues Feld auf den Flügeln
Kernbeißer sind die größten Finkenvögel, die bei uns leben. Mit einer Körpergröße von 18 cm sind sie deutlich kleiner als Amseln und Stare. Kernbeißer haben einen gedrungenen Körper und einen dicken runden braunen Kopf mit einem auffallend großen kegelförmigen Schnabel. Dieser ist im Prachtkleid dunkel graublau gefärbt, im Schlichtkleid hornfarben.
Hier einige weitere Fotos zum Aussehen der hübschen Vögel:
Umrahmt wird der Schnabel von einer schwarzen Gesichtsmaske, die sich deutlich von dem braungefärbten Kopf abhebt. Unterhalb des Schnabels haben die Vögel einen gut sichtbaren schwarzen Kehlfleck. Den Nacken der überwiegend braun gefärbten Vögel ziert ein graues Halsband, die Brust ist beigefarben. Beine und Füße sind rötlich gefärbt. Die Vögel haben dunkle Flügel mit metallisch blauglänzenden Federn und eine weiße Flügelbinde, die genauso wie die weiße Endbinde des kurzen Schwanzes besonders im Flugbild auffällt.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich auf den ersten Blick nur wenig: Die Männchen sind insgesamt kräftiger gefärbt als die weiblichen Tiere. Die Weibchen haben ein graues Feld auf den Flügeln.
Im Laufe des Winters färbt sich der Schnabel um, er wird dunkel. Im Prachtkleid ist der Schnabel dunkel graublau gefärbt.
Nahrung
Kernbeißer fressen zur Brutzeit vielfach Insekten, Larven und anderes kleines Getier. Fast ausschließlich dient diese Nahrung auch zur Aufzucht der Jungvögel. Später im Jahr verzehren Kernbeißer Samen unserer Laubbäume (z.B. Hainbuche, Rotbuche, Ahorn) und Früchte. Sie können mit ihrem mächtigen Schnabel auch Obstkerne (z.B. von Kirschen oder Zwetschen) aufspalten. Kernbeißer sind die einzigen unserer einheimischen Vögel, die das können. Wegen dieser besonderen Eigenschaft tragen Kernbeißer den schönen wissenschaftlichen Namen Coccothraustes coccothraustes. Wörtlich übersetzt bedeutet er: „Kernzerbrecher“, zusammengesetzt aus dem Griechischem kokkos (der Kern) und thrauein (zerbrechen).
Im Winter kommen die Vögel oft in kleinen Trupps an Futterstellen im Garten. Hier fressen sie gerne Sonnenblumenkerne. Mit einer sehenswerten Technik spalten die Vögel die Samen auf. Sehr geschickt drehen sie die Samen in ihren Schnäbeln herum, sodass sie die Schale zerplatzen lassen können. Den energiereichen Samen schlucken die Vögel dann herunter, die ungenießbaren Schalen lassen sie wieder aus dem Schnabel fallen. Innerhalb kürzester Zeit verschwinden so viele Sonnenblumenkerne in ihren Schnäbeln. Bei der Nahrungssuche kommt es oft zu Streitereien unter den Vögeln.
Lebensraum & Brutverhalten
Kernbeißer leben im Sommer zurückgezogen in Baumkronen lichter Laub- und Mischwälder mit altem Baumbestand und sind während dieser Zeit nur wenig zu sehen. Sie bewohnen gerne Eichen-Hainbuchenwälder, Auwälder, Parks, aber auch Feldgehölze und Obstbaumwiesen. Manchmal kann man im Wald ihren harten Ruf (ein „Pix“) hören. Kernbeißer bauen ihr Nest versteckt in den Kronen der Bäume oder zwischen dichtem Buschwerk. Das Gelege besteht meistens aus ca. 5 Eiern, die zumeist nur vom Weibchen bebrütet werden. Die jungen Vögel sind Nesthocker, sie schlüpfen nackt und blind und werden von den Vogeleltern noch ca. zwei Wochen versorgt. Danach verlassen die jungen Vögel das Nest. Meistens haben Kernbeißer nur eine Brut im Jahr.
Die Jungvögel sind bräunlicher als die erwachsenen Vögel gefärbt. Ihnen fehlt der schwarze Kehlfleck. Auf der Bauchseite haben die jungen Vögel dunkle Flecken.
Im Winter dagegen hat man gute Chancen, die Vögel an Futterstellen in Gärten zu entdecken. Hier ist ein Kernbeißer mit einem Buchfinken (links) zu sehen.
Zugverhalten
Kernbeißer sind Standvögel, die das ganze Jahr über bei uns anzutreffen sind.
Verhalten/Besonderheiten
Kernbeißer sind recht streitbare Gesellen. Sie verstehen es, sich gegenüber anderen Vögeln an der Futterstelle zu behaupten und scheuen auch nicht die Auseinandersetzung mit größeren Vögeln, z.B. Staren. Ein interessantes Erlebnis war das Aufeinandertreffen von Staren und einem Kernbeißer in dem extrem kalten Februar 2021: Immer wieder hat der Kernbeißer Stare von der Futterstelle vertrieben.
Dann aber hat einer der Stare den Vogel attackiert. Der Kernbeißer hat daraufhin laut schreiend die Futterstelle verlassen. Die Not war in diesen extrem kalten Tagen so groß, dass der Kernbeißer kurz darauf wieder zur Futterstelle kam und erneut den Streit mit den Staren suchte. Er schaffte es aber auch dieses Mal nicht, sich gegen den Star durchzusetzen und wurde abermals vertrieben.
Einen ausführlichen Bericht davon kannst du in meinem Blog lesen: „Kernbeißer unterliegt Star“. In einem anderen Blogbeitrag „Ein seltener Gast - der Kernbeißer“
berichte ich von ersten Sichtungen des seltenen Gastes im Winter.
Gefährdung
Der Bestand der Kernbeißer ist stabil. Die Vögel sind nicht gefährdet (Quelle NABU, Stand Mai 2022).
Quellen: Neben eigenen Beobachtungen habe ich folgende Quellen für dieses Vogelporträt verwendet: NABU-Artenporträt Kernbeißer (2022), Vögel Mitteleuropas (Verlag: Das Beste, 1988), Pareys Vogelbuch (7. Auflage, 1995), Wikipedia: Artikel Kernbeißer