Der große Finkenvogel hat einen kräftigen Schnabel mit dem er als einziger heimischer Vogel sogar Obstkerne aufspalten kann.
Aussehen und Größe:
Männchen: 1 kräftiger kegelförmiger Schnabel (im Schlichtkleid hornfarben, im Prachtkleid graublau) 2 großer brauner Kopf 3 blaue Flügelfedern
Weibchen sind insgesamt blasser gefärbt: 1 graues Feld auf den Flügeln
Kernbeißer sind die größten Finkenvögel, die bei uns leben. Mit einer Körpergröße von 18 cm sind sie deutlich kleiner als Amseln und Stare. Kernbeißer haben einen gedrungenen Körper und einen dicken runden braunen Kopf mit einem auffallend großen kegelförmigen Schnabel. Dieser ist im Prachtkleid dunkel graublau gefärbt, im Schlichtkleid hornfarben.
Hier einige weitere Fotos zum Aussehen der hübschen Vögel:
Umrahmt wird der Schnabel von einer schwarzen Gesichtsmaske, die sich deutlich von dem braungefärbten Kopf abhebt. Unterhalb des Schnabels haben die Vögel einen gut sichtbaren schwarzen Kehlfleck. Den Nacken der überwiegend braun gefärbten Vögel ziert ein graues Halsband, die Brust ist beigefarben. Beine und Füße sind rötlich gefärbt. Die Vögel haben dunkle Flügel mit metallisch blauglänzenden Federn und eine weiße Flügelbinde, die genauso wie die weiße Endbinde des kurzen Schwanzes besonders im Flugbild auffällt.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich auf den ersten Blick nur wenig: Die Männchen sind insgesamt kräftiger gefärbt als die weiblichen Tiere. Die Weibchen haben ein graues Feld auf den Flügeln.
Im Laufe des Winters färbt sich der Schnabel um, er wird dunkel. Im Prachtkleid ist der Schnabel dunkel graublau gefärbt.
Erlebnisbericht: Ein seltener Gast - der Kernbeißer
Den Kernbeißer an der Futterstelle im Garten zu beobachten, ist ein besonderes Erlebnis. Leider besucht dieser außergewöhnlich hübsche und imposante Vogel meinen Garten nur selten. Besonders in den Wintermonaten, wenn Eis und Schnee die Landschaft bedecken, steigt die Chance, ihn zu sehen – allerdings macht das die Beobachtungen nicht unbedingt einfacher. Dennoch hat sich eine gewisse Faszination für diese herausfordernden Bedingungen entwickelt. Ich genieße die Stille der Natur, wenn keine Spaziergänger unterwegs sind und nur noch das sanfte Rauschen des Windes und das Zwitschern der Vögel zu hören sind. Es gibt keine festen Regeln, wann die Vögel kommen – und erst recht nicht für solch seltene Gäste wie den Kernbeißer. Ein Bauchgefühl und der Wunsch, ihn endlich wiederzusehen, lassen mich oft stundenlang in meinem Tarnzelt ausharren. Tagelang war keine Spur von ihm zu entdecken, doch Ende Januar, an einem Tag mit starkem Schneefall, hatte ich endlich Glück. Als dieser lang ersehnte Moment eintritt, fällt es mir schwer, sofort auf den Auslöser meiner Kamera zu drücken. Vielmehr genieße ich zunächst den Anblick dieses prächtigen Vogels, der mich mit seinen dunklen Augen fixiert. Es ist ein Männchen, das sich an der Futterstelle niedergelassen hat. In meinem Versteck, regungslos verharrend, bin ich dem Tier so nah, dass ich es nicht nur sehen, sondern auch hören kann. Ein wahrhaft besonderes Erlebnis! Die Farben seines Gefieders leuchten im Kontrast zum weißen Schnee besonders intensiv. Seine gedrungene Gestalt, der große Kopf und der massive, klobige Schnabel machen ihn unverwechselbar. Im Winter ist sein Schnabel hornfarben mit einer dunklen Spitze, während er sich im Sommer schwarz färbt. Eine schwarze Gesichtsmaske umrahmt den Schnabel und hebt sich deutlich von dem warmen Braunton seines Kopfes ab. Ein graues Halsband sowie metallisch glänzende, dunkle Flügel vervollständigen sein beeindruckendes Erscheinungsbild. Kaum hat er sich niedergelassen, beginnt er nach Futter zu suchen und entdeckt bald die dicken Sonnenblumenkerne. Doch er ist nicht allein. Meisen, Amseln, Rotkehlchen und Spatzen haben sich bereits an der Futterstelle eingefunden. Sie lassen den großen Finkenvogel spüren, dass er nicht willkommen ist, doch der Kernbeißer bleibt unbeeindruckt und behauptet seinen Platz souverän. So nah bin ich ihm, dass ich das Knacken der Sonnenblumenkerne hören kann. Geschickt dreht er sie in seinem kräftigen Schnabel, bis die harte Schale mit einem lauten Knacken zerplatzt. Den nahrhaften Samen schluckt er hinunter, während die leeren Schalen achtlos aus seinem Schnabel fallen. In rasantem Tempo verspeist er einen Kern nach dem anderen. Sein Schnabel ist so stark, dass er sogar Obstkerne mühelos knacken kann – eine Fähigkeit, die ihn unter den heimischen Vögeln einzigartig macht. Der Winter hält an, dicke Schneeflocken bedecken die Landschaft. Der Wunsch, weitere Fotos von diesem faszinierenden Vogel zu machen, lässt mich nicht los. In den folgenden Tagen verbringe ich viele Stunden in meinem Tarnzelt und werde belohnt: Ein weiblicher Kernbeißer erscheint. Im Vergleich zum Männchen wirkt ihr Gefieder matter und weniger kontrastreich. Doch auch das Männchen kehrt mehrfach zurück. Anhand der abgenutzten Federn auf seiner linken Seite erkenne ich es wieder – er befindet sich in der sogenannten Ruhemauser, in der alte Federn allmählich durch neue ersetzt werden. Jede Begegnung mit diesen seltenen Gästen ist ein Geschenk. Wer weiß, ob ich sie in diesem Winter noch einmal zu Gesicht bekomme? Umso wertvoller sind diese einzigartigen Momente und die faszinierenden Einblicke in das Leben der Kernbeißer.
Nahrung
Kernbeißer fressen zur Brutzeit vielfach Insekten, Larven und anderes kleines Getier. Fast ausschließlich dient diese Nahrung auch zur Aufzucht der Jungvögel. Später im Jahr verzehren Kernbeißer Samen unserer Laubbäume (z.B. Hainbuche, Rotbuche, Ahorn) und Früchte. Sie können mit ihrem mächtigen Schnabel auch Obstkerne (z.B. von Kirschen oder Zwetschen) aufspalten. Kernbeißer sind die einzigen unserer einheimischen Vögel, die das können. Wegen dieser besonderen Eigenschaft tragen Kernbeißer den schönen wissenschaftlichen Namen Coccothraustes coccothraustes. Wörtlich übersetzt bedeutet er: „Kernzerbrecher“, zusammengesetzt aus dem Griechischem kokkos (der Kern) und thrauein (zerbrechen).
Im Winter kommen die Vögel oft in kleinen Trupps an Futterstellen im Garten. Hier fressen sie gerne Sonnenblumenkerne. Mit einer sehenswerten Technik spalten die Vögel die Samen auf. Sehr geschickt drehen sie die Samen in ihren Schnäbeln herum, sodass sie die Schale zerplatzen lassen können. Den energiereichen Samen schlucken die Vögel dann herunter, die ungenießbaren Schalen lassen sie wieder aus dem Schnabel fallen. Innerhalb kürzester Zeit verschwinden so viele Sonnenblumenkerne in ihren Schnäbeln. Bei der Nahrungssuche kommt es oft zu Streitereien unter den Vögeln.
Lebensraum & Brutverhalten
Kernbeißer leben im Sommer zurückgezogen in Baumkronen lichter Laub- und Mischwälder mit altem Baumbestand und sind während dieser Zeit nur wenig zu sehen. Sie bewohnen gerne Eichen-Hainbuchenwälder, Auwälder, Parks, aber auch Feldgehölze und Obstbaumwiesen. Manchmal kann man im Wald ihren harten Ruf (ein „Pix“) hören. Kernbeißer bauen ihr Nest versteckt in den Kronen der Bäume oder zwischen dichtem Buschwerk. Das Gelege besteht meistens aus ca. 5 Eiern, die zumeist nur vom Weibchen bebrütet werden. Die jungen Vögel sind Nesthocker, sie schlüpfen nackt und blind und werden von den Vogeleltern noch ca. zwei Wochen versorgt. Danach verlassen die jungen Vögel das Nest. Meistens haben Kernbeißer nur eine Brut im Jahr.
Die Jungvögel sind bräunlicher als die erwachsenen Vögel gefärbt. Ihnen fehlt der schwarze Kehlfleck. Auf der Bauchseite haben die jungen Vögel dunkle Flecken.
Im Winter dagegen hat man gute Chancen, die Vögel an Futterstellen in Gärten zu entdecken. Hier ist ein Kernbeißer mit einem Buchfinken (links) zu sehen.
Zugverhalten
Kernbeißer sind Standvögel, die das ganze Jahr über bei uns anzutreffen sind.
Verhalten/Besonderheiten
Kernbeißer sind recht streitbare Gesellen. Sie verstehen es, sich gegenüber anderen Vögeln an der Futterstelle zu behaupten und scheuen auch nicht die Auseinandersetzung mit größeren Vögeln, z.B. Staren. Ein interessantes Erlebnis war das Aufeinandertreffen von Staren und einem Kernbeißer in dem extrem kalten Februar.
Immer wieder hat der Kernbeißer Stare von der Futterstelle vertrieben. Dann aber hat einer der Stare den Vogel attackiert. Der Kernbeißer hat daraufhin laut schreiend die Futterstelle verlassen. Die Not war in diesen extrem kalten Tagen so groß, dass der Kernbeißer kurz darauf wieder zur Futterstelle kam und erneut den Streit mit den Staren suchte. Er schaffte es aber auch dieses Mal nicht, sich gegen den Star durchzusetzen und wurde abermals vertrieben.
Gefährdung
Der Bestand der Kernbeißer ist stabil. Die Vögel sind nicht gefährdet (Quelle NABU, Stand Mai 2022).
Quellen: Neben eigenen Beobachtungen habe ich folgende Quellen für dieses Vogelporträt verwendet: NABU-Artenporträt Kernbeißer (2022), Vögel Mitteleuropas (Verlag: Das Beste, 1988), Pareys Vogelbuch (7. Auflage, 1995), Wikipedia: Artikel Kernbeißer