Haussperlinge, man nennt sie auch Spatzen, leben gerne in der Nähe der Menschen. Man bezeichnet sie deshalb als Kulturfolger. Oft trifft man sie in lockeren Kolonien gemeinsam mit Feldsperlingen an.
Aussehen & Größe
Weibchen: 1 beigefarbener Überaugenstreifen 2 dunkelgrauer Bauch
Männchen: 1 grauer Scheitel 2 schwarze Kehle 3 helle Wangen
Haussperlinge sind mit ca. 14,5 cm Körperlänge etwas größer als Feldsperlinge. Die Geschlechter sehen unterschiedlich aus. Am deutlichsten fallen die Unterschiede im Kopfbereich auf: Männliche Haussperlinge haben einen grauen Scheitel, helle Wangen und einen schwarzen Kehlfleck. Die Weibchen haben einen hellen Augenstreifen über dem Auge. Ihr Bauch ist dunkelgrau. Weibchen sind insgesamt viel unauffälliger gefärbt. Auf dem Rücken sind Haussperlinge dunkelbraun. Sie haben einen kräftigen Schnabel.
Nahrung
Die Nahrung der Haussperlinge ist sehr vielseitig: Sie besteht aus Samen, Beeren, Früchten, Knospen, Getreidekörnern, Brot und Abfällen. Zur Brutzeit verzehren sie viele Insekten, Larven und Raupen mit denen auch die Jungvögel gefüttert werden.
Spatzen haben einen kräftigen Schnabel mit dem sie gut Körner knacken können.
Ein Blick in den Schnabel zeigt, dass Spatzen im oberen Schnabel eine zahnartige Leiste haben, die ihnen bei der Nahrungsaufnahme hilft. Bei den kleinen Zähnchen, die du hier siehst, handelt es sich aber nicht um echte Zähne, wie etwa bei uns Menschen. Alle heute lebenden Vögel haben keine echten Zähne!
Wie alle Vögel haben Haussperlinge auch eine Zunge. Recht selten bekommt man sie allerdings zu Gesicht (hier bei einem Haussperlings-Weibchen)
Als Getreidefresser waren früher Spatzen nicht gerne gesehen, sie wurden sogar an manchen Orten in großen Stil bekämpft. Die Vergangenheit der Vögel ist sehr traurig. In Asien z.B. bekämpfte man die Spatzen, weil man Angst hatte, die Vögel würden die gesamte Ernte vernichten. Was resultierte war aber eine große Hungersnot in der Bevölkerung, denn man hatte nicht beachtet, dass die Vögel auch die Schädlinge vertilgen, die sich im Getreidefeld ausbreiten. In China starben damals viele Millionen Menschen, weil sie nicht mehr genug zum Essen hatten.
Heute ist das Insektensterben ein großes Problem für die Haussperlinge. Nahrungsmangel, insbesondere während der Brutzeit, führt dazu, dass immer weniger Haussperlinge gibt.
Lebensraum & Brutverhalten
Haussperlinge leben in der Nähe der Menschen. Bis in die Großstädte sind die Vögel dem Menschen gefolgt. Sie bauen ihre Nester in Nischen und Hohlräumen in den Häusern, in Baumhöhlen oder auch in künstlichen Nistkästen, oft sehr dicht aneinander, sie leben gerne sehr gesellig.
Als Nistmaterial dienen kleine Äste, Moos, Federn, Tierhaare und kleine Halme. Für jede Brut tragen beide Partner neues Nistmaterial ein: Oft sind die Brutplätze dann randvoll gefüllt mit Nistmaterial. Für Jungvögel ist dies sehr gefährlich, denn sie können leicht aus dem Nest fallen, so wie es diesem kleinen Jungvogel passiert ist. Außerhalb des Nestes ist die Überlebenschance in diesem Stadium leider sehr gering.
Spatzen haben von März bis in den Herbst mehrere Bruten. Oft kann man in dieser Zeit alle Stadien der Fortpflanzung gleichzeitig beobachten: immer wieder paaren sich Spatzen, andere bauen Nester oder füttern ihren Nachwuchs.
Nach etwa zwei Wochen Bebrütung schlüpfen 2-4 Jungvögel aus den Eiern. Die jungen Vögel sind nach dem Schlüpfen blind und nackt (sog. Nesthocker) und werden von beiden Eltern für ca. zwei Wochen gefüttert. Danach fliegen die Jungvögel aus und auch dann kümmern sich die Eltern um den Nachwuchs. In dieser Zeit brauchen die Jungvögel für ihr Wachstum Insekten und andere tierische Kost.
Sogar, wenn sie mitten in einer Futterschale sitzen, picken die Elterntiere für die Jungvögel das Futter auf und stecken es ihnen in den Schnabel.
Die Kleinen können noch nicht gut fliegen, sie hocken versteckt in den Bäumen, machen durch Rufe auf sich aufmerksam und lassen sich von den Eltern füttern.
Hier noch einige weitere Fotos von Jungvögeln:
Die Vogeleltern bringen eifrig Insekten und andere kleine Tiere zu dem Nachwuchs.
Jungvögel sind eine leichte Beute für Greifvögel, wie z.B. Sperber. Aber auch Falken, Elstern, Rabenkrähen und Katzen sind Fressfeinde der Sperlinge.
Zugverhalten
Haussperlinge leben das ganze Jahr über bei uns. Man bezeichnet sie als Standvögel. Gerne kommen sie an die Futterstellen.
Verhalten/Besonderheiten
Spatzen leben gerne gesellig: oft kann man sie in Gruppen gemeinsam mit anderen Vögeln, z.B. Feldsperlingen, beobachten: Die Tiere fressen, schlafen, brüten und baden gemeinsam. Auch Sandbadeplätze nehmen die Vögel gerne an. Mit einem Bad im Sand befreien sie ihr Gefieder von lästigen Parasiten.
Dort, wo viele Tiere zusammenleben, kommt es oft zu Streit, z.B., wenn die Vögel um Nahrung konkurrieren. Dann wird gedroht, gebissen und geschubst. Oft geht es dabei sehr laut zu. Meistens beginnt ein Streit mit Drohgebärden. Die Vögel breiten einen oder beide Flügel aus und versuchen so das Gegenüber zu beeindrucken. Wenn das nicht funktioniert wird gebissen und getreten.
Spatzen suchen auch die Gesellschaft von Amseln. Sie profitieren davon, dass Amseln sehr vorsichtig sind und bei drohender Gefahr mit einem lauten Ruf warnen.
Gefährdung
Haussperlinge gelten zurzeit als nicht gefährdete Vogelart. Allerdings nimmt der Bestand der Vögel in den letzten Jahren ab. Die Vögel leiden zunehmend unter Nahrungsmangel: Insbesondere die Verfügbarkeit von Insekten für die Aufzucht der Jungvögel nimmt dramatisch ab. In den Städten ist die Luftverschmutzung für die Haussperlinge eine Gefahr.
Auch der Nistplatzmangel ist zunehmend ein Problem: Die Vögel finden an den modernen Häuser immer weniger Nischen und Hohlräume. Künstliche Nistkästen sind eine gute Alternative, sie werden gerne von den Vögeln angenommen. (Quelle: NABU, Nov. 2021)
Quellen: Neben eigenen Beobachtungen habe ich folgende Quellen für dieses Vogelporträt verwendet: NABU-Artenporträt Haussperling (2022), Vögel Mitteleuropas (Verlag: Das Beste, 1988), Pareys Vogelbuch (7. Auflage, 1995)