Mönchsgrasmücken sind Zugvögel, die nur den Sommer über bei uns leben.
Aussehen und Größe:
Männchen: 1 schwarze Kopfplatte 2 graubraune Oberseite 3 hellgrauer Bauch; Weibchen: 1 braune Kopfplatte
Mönchsgrasmücken sind mit 14 cm Körpergröße etwa so groß wie Kohlmeisen. Die Vögel haben im Gegensatz zu anderen Grasmückenarten eine dunkel gefärbte Kopfplatte. Im Aussehen unterscheiden sich Männchen und Weibchen der Mönchsgrasmücken durch die Farbe der Kopfplatte: Beim männlichen Vogel ist sie schwarz, weibliche Vögel haben eine braune Kopfplatte. Das Gefieder der Vögel ist unauffällig grau, wobei die Oberseite dunkler ist. Der Bauch ist hellgrau gefärbt. Markant ist der spitze Schnabel der Vögel.
Nahrung
Mit ihrem langen, spitzen Schnabel picken Mönchsgrasmücken nach Insekten aller Art sowie Raupen, Larven und Spinnen. Im Frühjahr und Sommer fressen die Vögel auch Nektar und Beeren. Besonders im Herbst sind reife Früchte z.B. von der Eberesche und vom Holunder eine wichtige zusätzliche Nahrungsquelle für die immer weniger zur Verfügung stehende tierische Kost. Für die recht kleinen Vögel ist es gar nicht so einfach, die Beeren abzupflücken. Interessant sind ihre Techniken: Eingeklemmt zwischen dem Ober- und Unterschnabel versuchen die Vögel durch Ziehen und Schütteln die Beeren von den Ästen zu lösen.
Erlebnisbericht: Mönchsgrasmücken in Aktion
Anfang Oktober ist es endlich soweit – das Warten hat ein Ende: Die Beeren der Eberesche (auch als Vogelbeere bekannt) sind reif. Strahlend rot leuchten sie in der Sonne und werden von den ersten Vögeln erspäht. Von meinem Arbeitszimmer aus kann ich Mönchsgrasmücken beobachten, wie sie die Früchte fressen. Vorsichtig gehe ich in das Nachbarzimmer hinüber, um bessere Sicht zu haben. Ich bin in ca. vier Metern Höhe, im ersten Stock unseres Hauses, und blicke von dort aus etwa sieben Meter Entfernung in den Baum hinein. Ich kann bis hinauf zur Baumkrone sehen, die sich auf Höhe unseres Daches befindet. Das geöffnete Fenster ist durch die Gardine verdeckt. Dennoch habe ich durch einen kleinen Spalt über der Kamera, einen Großteil des Baumes im Blick. Dieser wundervolle Baum hängt in diesem Jahr voll mit roten, saftigen Beeren. Es ist ein Meer aus roten Farbtupfern, in das ich hineinblicke und das mir unmissverständlich zeigt, dass es Herbst geworden ist. Die Früchte haben auf die Vögel eine magische Anziehungskraft: Immer mehr Tiere kommen in den Baum, um von den reifen, prallen Beeren zu fressen. Beim Fotografieren bediene ich die Kamera (eine Spiegelreflex-Kamera) so leise wie möglich. Die Tiere (hier eine Mönchsgrasmücke) hören das Geräusch der Kamera und blicken zielsicher in meine Richtung. Sie lassen sich aber von meiner Anwesenheit nicht stören und setzen ihre Mahlzeit fort – und so kann ich meine fotografischen Aktivitäten fortsetzen. Zwischen dem Ober- und Unterschnabel eingeklemmt, versuchen die Mönchsgrasmücken die Beeren abzupflücken. Dabei sind längst nicht alle Versuche erfolgreich: Noch hängen die Früchte sehr fest an den Ästen. Jetzt beginnt die Turnstunde in dem Baum vor meinem Fenster: Die Vögel vollführen regelrechte akrobatische Kunststücke, um an die Beeren zu gelangen. Ich kann verschiedene Methoden beobachten. Einige Exemplare versuchen mit gleichzeitigem Ziehen und Schütteln die Beeren zu lösen; eine große Anstrengung für die kleinen Tiere. Andere drehen ihren Körper so elegant herum, dass sie mit ihrem Kopf von unten an die Früchte kommen und ziehen von dort an ihnen. Geschickt schaffen es die Mönchsgrasmücken mit ihren vielfältigen Methoden auch die Beeren zu erreichen, die an den äußersten Spitzen des Baumes an sehr dünnen Ästen hängen. Hin und wieder kommt es auch vor, dass dem Vogel eine gepflückte Beere aus dem Schnabel herauskullert. Sie ist dann verloren, bis zum Boden fliegt der kleine Vogel nicht, immerhin hängt die nächste reife Frucht ja direkt daneben. Auch wenn sich mehrere Beeren auf einmal lösen, lässt sie der Vogel fallen. Obwohl es immer viele dieser Vögel gibt, gehört ein bisschen Glück dazu, solche Szenen wie die in der Eberesche zu beobachten und zu fotografieren. Mir wird das immer wieder bewusst, wenn ich einige Stunden lang beobachte und überhaupt keine Vögel zu Gesicht bekomme oder sie nur an solchen Stellen sitzen, an denen sie durch Äste (teilweise) verdeckt sind. Umso mehr freue ich mich, wenn die Vögel aus den vielen Tausend Beeren, die der Baum für sie parat hält, ausgerechnet die auswählen, die auch ich im Blick habe und wo ich sie beobachten und fotografieren kann. Sehr oft stehe ich in diesen Tagen hinter dem Fenster und beobachte die Vögel in der prächtigen Eberesche. Es sind faszinierende Momente, die ich hier erlebe und fotografiere.
Lebensraum & Brutverhalten
Mönchsgrasmücken leben versteckt in den Bäumen und Büschen der Laub- und Mischwälder, in Auwäldern und Gärten. Im zeitigen Frühjahr, wenn die Bäume noch nicht ganz belaubt sind, kann man die Mönchsgrasmücken-Männchen manchmal in den Bäumen entdecken, wenn sie ihren melodischen Gesang vortragen. Die Vögel sitzen zumeist unterhalb der Baumkrone versteckt zwischen den Blättern. Mit der dichter werdenden Vegetation im Laufe des Jahres bekommt man sie immer seltener zu Gesicht.
Das Männchen kommt im März/April vor dem Weibchen aus dem Überwinterungsgebiet zurück, etwa in die Gegend, in der es einst selber aus dem Ei geschlüpft ist. Nachdem das Männchen ein Revier besetzt hat, beginnt es mehrere Nester zu bauen. Aus diesen Nestern wählt das Weibchen ein Nest aus und baut es mit nur noch geringer Hilfe des Männchens fertig. Mönchsgrasmücken bauen ihr Nest in dichten Hecken und Gebüschen in Bodennähe. Es besteht aus Halmen, dünnen Ästen und Stängeln und wird mit weichem Material (z.B. Haaren) ausgepolstert. Um die Vögel in der Brutsaison nicht zu stören, wird dringend empfohlen Hecken erst nach dem 15. Juli eines jeden Jahres zu schneiden. Normalerweise sind dann die 1-2 Jahresbruten ausgeflogen.
Bei den Mönchsgrasmücken brüten beide Partner abwechselnd. Nach etwa 14 Tagen schlüpfen die 3-6 Jungvögel aus den Eiern. Die Vögel sind nackt und blind, sog. Nestlinge, die von den Eltern ca. 14 Tage im Nest versorgt werden. Danach verlassen die Jungvögel das Nest, werden aber weiterhin für einige Wochen von den Eltern versorgt. Mit Rufen verständigen sich Eltern und Jungtiere. Danach leben die Jungvögel selbständig. Sie ähneln in ihrem Aussehen den Weibchen.
Zugverhalten
Mönchsgrasmücken sind Zugvögel, die den Winter im wärmeren Süden verbringen. Unter ihnen gibt es Kurz- und Langstreckenzieher. Die meisten Vögel, die bei uns in Deutschland leben, gehören zu den Kurzstreckenziehern: Sie verbringen den Winter im Mittelmeergebiet. Seit einigen Jahren gibt es auch Vögel, die nach Westen ziehen und die Winter in Südengland verbringen. Viele Faktoren (z.B. der Klimawandel) beeinflussen das Zugverhalten der Mönchsgrasmücken und das vieler anderer Zugvögel: Zugvögel fliegen zunehmend später im Jahr weg, überwintern z.T. sogar in ihrem Brutgebiet. Die Zugstrecken der Vögel verkürzen sich.
Eine Mönchsgrasmücke ist Ende November noch im Brutgebiet
Das ganze Vogelleben der Mönchsgrasmücken ist darauf ausgerichtet, den Zug in den Süden vorzubereiten: Gegen Ende des Sommers stellen die Vögel deshalb ihre Nahrung und ihre Tages-/Nachtaktivität um. Der Ablauf ist genetisch festgelegt.
Die Vögel verlagern ihre Aktivität zunehmend in die Nacht, denn zu dieser Zeit ziehen sie hauptsächlich.
Die Nahrung, die bisher vorwiegend aus Insekten bestand, reicht nicht mehr aus. Die Mönchsgrasmücken fressen nun zusätzlich vermehrt Beeren, z.B. vom Schwarzem Holunder und von der Eberesche. Sie fressen sich ein großes Fettdepot an, bis sie ihr Körpergewicht verdoppelt haben. Rechtzeitig vor dem Abflug in das Überwinterungsgebiet ist die Mauser der Vögel abgeschlossen: Alte, abgenutzte Federn sind durch neue intakte Federn ersetzt worden. Die Vögel haben so viele Reserven, dass sie weite Strecken (z.B. Mittelmeer oder die Sahara) überfliegen können. Da bei der Fettverbrennung als Nebenprodukt auch Wasser entsteht, sorgt dies dafür, dass die Vögel nicht austrocknen. Sie haben sozusagen ihre eigene Trinkflasche dabei. Die Vögel können sogar in der Sahara landen und eine Weile ruhen, falls sie eine Überquerung doch nicht non-stopp schaffen.
Verhalten/Besonderheiten
Eine Besonderheit im Fressverhalten der Vögel ist auf den Fotos zu sehen: Um große Beeren schlucken zu können, hängen Mönchsgrasmücken den unteren Schnabel beim Fressen aus. So ist die Schnabelöffnung groß genug für die Beere, die als Ganzes hinuntergeschluckt wird.
Neben den Mönchgrasmücken leben einige andere Arten der Grasmücken bei uns: Hierzu zählen z.B. Garten-, Dorn- oder Klappergrasmücken. Allesamt sind sie recht schwer zu entdecken: Sie leben gut versteckt zwischen den Pflanzen, sind meist grau gefärbt und haben wenige bis keine auffälligen Merkmale. Am auffälligsten ist ihr abwechslungsreicher melodischer Gesang, an dem man die verschiedenen Arten unterscheiden kann.
Dorngrasmücken im Rapsfeld
Gefährdung
Mönchsgrasmücken sind die häufigste Grasmückenart, die man bei uns beobachten kann. Sie gehören zu der vierthäufigsten Brutvogelart in Deutschland, haben in ihrem Bestand zugenommen und sind nicht gefährdet.
Neben eigenen Beobachtungen habe ich folgende Quellen für dieses Vogelporträt verwendet: NABU-Artenporträt Mönchsgrasmücke (2022), Vogelzug - eine aktuelle Gesamtübersicht (7. Auflage 2012 von Peter Bertold); Vögel Mitteleuropas (Verlag: Das Beste, 1988), Pareys Vogelbuch (7. Auflage, 1995), LBV Starnberg: Vogelporträt Mönchsgrasmücke