Vogelporträt: Mönchsgrasmücke

Mönchsgrasmücken sind Zugvögel, die nur den Sommer über bei uns leben.

 

Aussehen und Größe:

Mönchsgrasmücke Bestimmungsmerkmale Männchen und Weibchen

Männchen: 1 schwarze Kopfplatte 2 graubraune Oberseite 3 hellgrauer Bauch;  Weibchen: 1 braune Kopfplatte

Mönchsgrasmücken sind mit 14 cm Körpergröße etwa so groß wie Kohlmeisen. Die Vögel haben im Gegensatz zu anderen Grasmückenarten eine dunkel gefärbte Kopfplatte. Im Aussehen unterscheiden sich Männchen und Weibchen der Mönchsgrasmücken durch die Farbe der Kopfplatte: Beim männlichen Vogel ist sie schwarz, weibliche Vögel haben eine braune Kopfplatte. Das Gefieder der Vögel ist unauffällig grau, wobei die Oberseite dunkler ist. Der Bauch ist hellgrau gefärbt. Markant ist der spitze Schnabel der Vögel.

 

Nahrung

Mit ihrem langen, spitzen Schnabel picken Mönchsgrasmücken nach Insekten aller Art sowie Raupen, Larven und Spinnen. Im Frühjahr und Sommer fressen die Vögel auch Nektar und Beeren. Besonders im Herbst sind reife Früchte z.B. von der Eberesche und vom Holunder eine wichtige zusätzliche Nahrungsquelle für die immer weniger zur Verfügung stehende tierische Kost. Für die recht kleinen Vögel ist es gar nicht so einfach, die Beeren abzupflücken. Interessant sind ihre Techniken: Eingeklemmt zwischen dem Ober- und Unterschnabel versuchen die Vögel durch Ziehen und Schütteln die Beeren von den Ästen zu lösen.

Mönchsgrasmücke frisst Beeren der Eberesche

Mönchsgrasmücke frisst Beeren

Mönchsgrasmücke frisst reife Beeren

Mönchsgrasmücke mit Beere im Schnabel

Mehr von meinen Beobachtungen kannst du in meinem Blog lesen: Beerenschmaus für Mönch & Co

 

Lebensraum & Brutverhalten

Singende Mönchsgrasmücke

Mönchsgrasmücke singt

Mönchsgrasmücken leben versteckt in den Bäumen und Büschen der Laub- und Mischwälder, in Auwäldern und Gärten. Im zeitigen Frühjahr, wenn die Bäume noch nicht ganz belaubt sind, kann man die Mönchsgrasmücken-Männchen manchmal in den Bäumen entdecken, wenn sie ihren melodischen Gesang vortragen. Die Vögel sitzen zumeist unterhalb der Baumkrone versteckt zwischen den Blättern. Mit der dichter werdenden Vegetation im Laufe des Jahres bekommt man sie immer seltener zu Gesicht.

Das Männchen kommt im März/April vor dem Weibchen aus dem Überwinterungsgebiet zurück, etwa in die Gegend, in der es einst selber aus dem Ei geschlüpft ist. Nachdem das Männchen ein Revier besetzt hat, beginnt es mehrere Nester zu bauen. Aus diesen Nestern wählt das Weibchen ein Nest aus und baut es mit nur noch geringer Hilfe des Männchens fertig. Mönchsgrasmücken bauen ihr Nest in dichten Hecken und Gebüschen in Bodennähe. Es besteht aus Halmen, dünnen Ästen und Stängeln und wird mit weichem Material (z.B. Haaren) ausgepolstert. Um die Vögel in der Brutsaison nicht zu stören, wird dringend empfohlen Hecken erst nach dem 15. Juli eines jeden Jahres zu schneiden. Normalerweise sind dann die 1-2 Jahresbruten ausgeflogen.

Bei den Mönchsgrasmücken brüten beide Partner abwechselnd. Nach etwa 14 Tagen schlüpfen die 3-6 Jungvögel aus den Eiern. Die Vögel sind nackt und blind, sog. Nestlinge, die von den Eltern ca. 14 Tage im Nest versorgt werden. Danach verlassen die Jungvögel das Nest, werden aber weiterhin für einige Wochen von den Eltern versorgt. Mit Rufen verständigen sich Eltern und Jungtiere. Danach leben die Jungvögel selbständig. Sie ähneln in ihrem Aussehen den Weibchen.

 

Zugverhalten

Mönchsgrasmücken sind Zugvögel, die den Winter im wärmeren Süden verbringen. Unter ihnen gibt es Kurz- und Langstreckenzieher. Die meisten Vögel, die bei uns in Deutschland leben, gehören zu den Kurzstreckenziehern: Sie verbringen den Winter im Mittelmeergebiet. Seit einigen Jahren gibt es auch Vögel, die nach Westen ziehen und die Winter in Südengland verbringen. Viele Faktoren (z.B. der Klimawandel) beeinflussen das Zugverhalten der Mönchsgrasmücken und das vieler anderer Zugvögel: Zugvögel fliegen zunehmend später im Jahr weg, überwintern z.T. sogar in ihrem Brutgebiet. Die Zugstrecken der Vögel verkürzen sich.

Mönchsgrasmücke im späten Herbst

Eine Mönchsgrasmücke ist Ende November noch im Brutgebiet

Das ganze Vogelleben der Mönchsgrasmücken ist darauf ausgerichtet, den Zug in den Süden vorzubereiten: Gegen Ende des Sommers stellen die Vögel deshalb ihre Nahrung und ihre Tages-/Nachtaktivität um. Der Ablauf ist genetisch festgelegt.

Badende Mönchsgrasmücke

Die Vögel verlagern ihre Aktivität zunehmend in die Nacht, denn zu dieser Zeit ziehen sie hauptsächlich. Die Nahrung, die bisher vorwiegend aus Insekten bestand, reicht nicht mehr aus.

Mönchsgrasmücke vertilgt Beeren

Die Mönchsgrasmücken fressen nun zusätzlich vermehrt Beeren, z.B. vom Schwarzem Holunder und von der Eberesche. Sie fressen sich ein großes Fettdepot an, bis sie ihr Körpergewicht verdoppelt haben. Rechtzeitig vor dem Abflug in das Überwinterungsgebiet ist die Mauser der Vögel abgeschlossen: Alte, abgenutzte Federn sind durch neue intakte Federn ersetzt worden. Die Vögel haben so viele Reserven, dass sie weite Strecken (z.B. Mittelmeer oder die Sahara) überfliegen können. Da bei der Fettverbrennung als Nebenprodukt auch Wasser entsteht, sorgt dies dafür, dass die Vögel nicht austrocknen. Sie haben sozusagen ihre eigene Trinkflasche dabei. Die Vögel können sogar in der Sahara landen und eine Weile ruhen, falls sie eine Überquerung doch nicht non-stopp schaffen.

 

Verhalten/Besonderheiten

Mönchsgrasmücke mit ausgehängtem Unterschnabel

Mönchsgrasmücke mit ausgehängtem Unterschnabel

Eine Besonderheit im Fressverhalten der Vögel ist auf den Fotos zu sehen: Um große Beeren schlucken zu können, hängen Mönchsgrasmücken den unteren Schnabel beim Fressen aus. So ist die Schnabelöffnung groß genug für die Beere, die als Ganzes hinuntergeschluckt wird.

Neben den Mönchgrasmücken leben einige andere Arten der Grasmücken bei uns: Hierzu zählen z.B. Garten-, Dorn- oder Klappergrasmücken. Allesamt sind sie recht schwer zu entdecken: Sie leben gut versteckt zwischen den Pflanzen, sind meist grau gefärbt und haben wenige bis keine auffälligen Merkmale. Am auffälligsten ist ihr abwechslungsreicher melodischer Gesang, an dem man die verschiedenen Arten unterscheiden kann.

Dorngrasmücken im Rapsfeld

Dorngrasmücken im Rapsfeld

 

Gefährdung

Mönchsgrasmücken sind die häufigste Grasmückenart, die man bei uns beobachten kann. Sie gehören zu der vierthäufigsten Brutvogelart in Deutschland, haben in ihrem Bestand zugenommen und sind nicht gefährdet.

Mönchsgrasmücken in der Eberesche

Neben eigenen Beobachtungen habe ich folgende Quellen für dieses Vogelporträt verwendet: NABU-Artenporträt Mönchsgrasmücke (2022), Vogelzug - eine aktuelle Gesamtübersicht (7. Auflage 2012 von Peter Bertold); Vögel Mitteleuropas (Verlag: Das Beste, 1988), Pareys Vogelbuch (7. Auflage, 1995), LBV Starnberg: Vogelporträt Mönchsgrasmücke