Heute, an einem Tag Anfang Februar, ist es richtig laut in meinem Garten. Viele Vögel sind bei diesen extremen Temperaturen unterwegs und schaffen eine wundervolle Geräuschkulisse in dieser winterlichen Landschaft. Bei den extremen Minus-Temperaturen (bis -20 °C in der Nacht!) und der geschlossenen Schneedecke finden die Vögel kaum noch Nahrung. Ich habe deshalb weitere Futterstellen im Garten eingerichtet und freue mich darüber, wie viele Tiere hier unterwegs sind. Nicht so lange wie sonst und auch aus größerer Entfernung beobachte und fotografiere ich die Vögel draußen in meinem Garten. Etwas mehr Schutz als das Zelt bietet mir unsere Gartenhütte. Das Teleobjektiv ist eine tolle Hilfe. Die meisten Fotos, die ich hier zeige, sind zudem Ausschnitte (also Vergrößerungen) von den Originalen. Ich halte großen Abstand zu den Vögeln, denn jetzt brauchen sie ihre ganze Energie.
Zu den Meisen, Amseln, Rotkehlchen und Spatzen, die ich regelmäßig im Garten beobachte, gesellen sich auch Vögel aus dem nahen Wald. Buchfinken, Gimpel, Buntspecht und Kernbeißer sind nun auch sehr oft da. Ab und an tauchen auch „neue“ Vögel auf. Es sind Wintergäste, die aus dem noch viel kälteren Norden kommen und bei uns überwintern.
So konnte ich vor einigen Tagen Bergfinken unter den Buchfinken beobachten. Hier ist ein Bergfink im Vordergrund zu sehen, hinten sitzt ein Buchfink.
Einige Vögel - wie hier eine Kohlmeise - suchen unter der Rinde der Bäume nach Insekten und deren Eier und Larven. Besonders aktiv sind die Blaumeisen, die ich oft oben in den Baumkronen entdecke.
An den Futterstellen ist die Konkurrenz groß: Streit ums Futter gibt es immer wieder, besonders mit den dominanten Staren (siehe auch Artikel: Futterkonkurrenz: Kernbeißer unterliegt Star).
Ein Amsel-Weibchen versucht einen Star zu vertreiben, aber ihr beeindruckendes Schnabelaufreißen und lautes Schimpfen hat den Star nicht davon abhalten können, weiter zu fressen. Die Amseldame hat sich ein paar Körner geschnappt und ist dann weggeflogen.
Bei den extremen Temperaturen, die Anfang Februar geherrscht haben, tauchen auch immer mal wieder Greifvögel (hier ein Sperber) in meinem Garten auf. Sie haben es im Moment richtig schwer, Beute zu finden. Unter der geschlossenen Schneedecke können sie keine Mäuse finden. Vögel sind da eine weitere Nahrungsquelle.
Auch tagsüber liegen die Temperaturen fast im zweistelligen Minusbereich. Oft sehe ich Vögel, die auf Ästen (hier eine Amsel) oder – wie sogar ein Star – mitten in der Futterstelle ruhen. Ungewöhnlich lange bleiben sie an einer Stelle sitzen. Jetzt wird jede Bewegung vermieden, um Energie zu sparen. Die Vögel haben ihr Gefieder stark aufgeplustert und sehen wie kleine weiche Kugeln aus. Ihr Körper ist ungewöhnlich rund. Die runde Körperform ist eine Anpassung an die extreme Kälte: Der Vogelkörper hat mit der kugeligen Form die geringste Oberfläche und so den geringsten Wärmeverlust. Zudem isoliert sie Luft zwischen ihren Federn gegen die Kälte. Die Vögel haben oft auch ihre Füße in dem Gefieder versteckt. Manchmal stehen sie auf dem Schnee auch auf einem Bein.
Oft sehe ich auch Vögel, die Schnee aufnehmen (hier ein Buchfink). Der Schnabel ist von vielen kleinen Schneekristallen bedeckt. Mit dem Schnee decken die Vögel ihren Flüssigkeitsbedarf. Bei Tageshöchsttemperaturen von -9 °C gibt es keine offenen Wasserstellen mehr.
Es ist schon Mitte Februar und bei vielen Vögeln gibt es erste Anzeichen für die anstehende Brutsaison. Viele Vögel haben schon Teile ihres Prachtgefieders, z.B. manche Stare, die wunderschön in lila und grünen Farbtönen leuchten. Ihr Schnabel ist fast vollständig gelb gefärbt.
Auch bei den Kernbeißern kann man die Schnabelumfärbung schon sehen: Ihr hornfarbener Schnabel (kleines Bild: vom Januar) färbt sich zunehmend dunkel. Im Prachtgefieder ist ihr Schnabel komplett dunkel.
Immer wieder gibt es Revierstreitigkeiten zwischen den Amselmännchen. Zunehmend mehr Amselmännchen haben einen gelben Schnabel. Das liegt daran, dass vorjährige Amselmännchen nun geschlechtsreif werden und gelbe Schnäbel bekommen. Ältere Amselmännchen hatten bereits zu Beginn des Winters einen gelben Schnabel.
Ich höre auch schon Kohlmeisen singen, und selbst bei den kalten Minustemperaturen schauen sich Sperlingspaare die Nistkästen an.
Auf einen Wintergast habe ich in diesem Jahr vergeblich gewartet: Erlenzeisige. Während in den letzten Jahren die Vögel in großen Trupps an die Futterstelle gekommen sind, habe ich in diesem Jahr nur zwei einzelne Tiere gesehen.
Ich konnte die Erlenzeisige in den großen Erlen in den Flussauen finden. Die Bäume hingen voll von Früchten und hier turnten die kleinen Vögel in großen Gruppen in den Baumkronen herum. Erlenzeisige fressen hauptsächlich Samen von Birken und wie der Name vermuten lässt auch von Erlen.
Linkes Foto: Erlenzeisig-Weibchen, rechts: Männchen
Trotz der starken Minusgrade wärmt die Sonne, die oft während des Tages herauskommt. Besonders die dunkel gefärbten Vögel wie Amseln und Stare tanken dadurch Wärme. Im Gegensatz zu dem Schnee wird das Sonnenlicht durch ihre dunklen Federn absorbiert (also aufgenommen) und nicht reflektiert.
Amseln sitzen oft auf der Hecke und tanken Wärme.
Welche Kraft die Sonne jetzt schon hat, zeigen auch die wunderschönen Eiszapfen, die sich an den Kiefernadeln bilden. Trotz der starken Minusgrade bringt die Sonne den Schnee auf den Kiefernadeln zum Schmelzen.