Greifvögel (hier eine Gabelweihe) können besonders scharf und gut sehen

Über die Sinnesleistungen von Vögeln können wir oft nur staunen.

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Wenn Greifvögel, wie z. B. dieser Turmfalke, in der Luft stehen und sich aus großer Höhe auf eine Maus stürzen, ist es für uns kaum nachvollziehbar, dass die Vögel so eine kleine Beute überhaupt erkennen können. Im Vergleich zu dem Greifvogel können wir eine Maus aus dieser Entfernung kaum wahrnehmen. Immer wieder ist es für mich beeindruckend, wie auch kleine Vögel, z. B. Blaumeisen, winzige Insekten und Raupen in den Ästen der Bäume erspähen.
Wie gut unsere Vögel sehen können, habe ich beim Fotografieren gemerkt. Oft waren die Vögel nämlich verschwunden, wenn ich mit der Kamera draußen unterwegs war (auch wenn ich mich gut versteckt hatte). Viele Male habe ich keinen einzigen Vogel vor die Linse bekommen. Mit viel Zeit und Geduld, die ich in meinen Verstecken verbrachte, änderte sich das zum Glück. Beeindruckend und sehr faszinierend waren für mich die Momente, in denen ich Vögel ganz dicht zu sehen bekam.

Unbeschreiblich war der Moment, in dem das kleine Rotkehlchen und ich uns aus ca. 70 cm Entfernung in die Augen schauten. Es war faszinierend und so fesselnd, dass ich nicht mehr auf den Auslöser drücken konnte (das Foto ist etwas später entstanden, als sich die Situation wiederholte).
Auf den Fotos, die aus solcher geringen Distanz entstanden sind, konnte ich viele Details erkennen. Zum Beispiel sah ich, dass Vögel genau wie wir Augenlider haben (darüber hatte ich mir noch nie wirklich Gedanken gemacht und gesehen hatte ich sie bis dahin auch noch nicht).

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Hier siehst du die Augenlider von einem Grünspecht.

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Hier ist ein Feldsperling mit halb geschlossenen Augenlidern zu sehen.

In meiner Sammlung tauchten aber auch einige Fotos auf, in denen das Vogelauge milchig und trüb erschien. Die Aufnahme war aber ansonsten scharf.

Zwei Aufnahmen von einem Haussperling, die kurz hintereinander entstanden sind, zeigen deutliche Unterschiede im Aussehen des Auges. Recherchen haben mich schnell zu dem Ergebnis gebracht, dass hier die Nickhaut zu sehen ist. Eine Haut, die sich blitzschnell über das Vogelauge schiebt, es mit einem Sekret benetzt und reinigt und so das Auge schützt. Bei uns ist diese Haut im Übrigen nur noch rudimentär vorhanden. Bei großen Vögeln, wie z. B. den Rabenvögeln ist die Nickhaut hell und dadurch relativ gut zu sehen. Im Gegensatz zu den kleinen Vögeln konnte ich die Nickhaut bei den Rabenkrähen auch draußen „live“ sehen. Ich konnte sogar verschiedene Stadien fotografieren:

Auf dem linken Foto ist das Auge der Rabenkrähe klar zu sehen (am inneren rechten Rand des Auges kannst du die Nickhaut erahnen). Auf dem rechten Bild siehst du die Nickhaut, wie sie das Auge der Krähe halb verdeckt.

 

Ungewöhnlicher Anblick: Hier hat sich die Nickhaut über das gesamte Auge der Rabenkrähe geschoben.

Insgesamt sind sich Wissenschaftler darüber einig, dass Vögel die Welt schärfer und bunter sehen als wir. Etwas, das wir uns kaum vorstellen können. Manche Vögel (z. B. Blaumeisen oder auch Amseln) können im Gegensatz zu uns sogar im UV-Licht Bereich sehen. Eine Studie des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung in Wien1 hat gezeigt, dass männliche Blaumeisen ihr Brutverhalten davon abhängig machen wie stark die blaue Kopfplatte der Partnerin UV-Licht reflektiert. Die Stärke der UV-Licht Reflektion ist für die Blaumeisen ein Anzeichen dafür wie fit und gesund die Partnerin ist. Je stärker die Kopfplatte das UV-Licht reflektiert, desto mehr Unterstützung bekommt sie bei der Fütterung der Nestlinge.

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Wenn Blaumeisen den richtigen Partner gefunden haben, übergeben sie ein „Brautgeschenk".

Quelle:

1 Mahr, Katharina & Griggio, Matteo & Granatiero, Michela & Hoi, Herbert. (2012). Female attractiveness affects paternal investment: Experimental evidence for male differential allocation in blue tits. Frontiers in zoology. 9. 14. 10.1186/1742-9994-9-14.